Dienstag, 12. Oktober 2010

Rezension - Die Physiker von Dürrenmatt

Genie und [offensichtlicher] Wahnsinn

Das  Buch „Die Physiker“ von Dürrenmatt, das 1962 erschien und zwei Akte auf etwa 76 Seiten umfasst, wurde verfilmt und ist auf einer Filmkollektion zum 75. Geburtstage von Ernst Jacobi zu finden, der darin den Physiker Möbius spielte.

Die Geschichte spielt sich in einer Villa eines Irrenhauses. Im Abstand von drei Monaten wurden dort zwei Pflegerinnen von ein-sitzenden Physikern erdrosselt. Für die Polizei liegt der Fall klar auf der Hand. Doch ab dem Punkt, wo für die Polizei in der Geschichte der Fall abgeschlossen scheint beginnt für den Leser erst die Entdeckungsreise zu den Motiven der Täter und den Ursachen für ihren Aufenthalt in der Irrenanstalt. 

Der Film nimmt den Zuschauern die Möglichkeit sich die Möglichkeit sich seine eigenen Vorstellungen von der Umgebung und den Figuren zu machen und weicht zusätzlich auch noch leicht vom Buch ab. Während das Buch damit beginnt, dass dem Leser erst mal die Landschaft beschrieben wird in der die Villa steht, wird dem Zuschauer gezeigt wie die Polizei sich zum Irrenhaus begibt wegen des zweiten Mordes. Der gesamte Anfang des Filmes ist im Grunde dazu gedichtet. So ist im Film beispielsweise von einem ehemaligen Inspektor die Rede, der im Buch mit keiner Silbe erwähnt wurde. Ebenso wird der Zuschauer Zeuge zweier Pingpong spielender Patienten, welches im Buch gänzlich fehlt. Der dazu erfundene Anfang nimmt außerdem Vorweg, wie Missionar Rose und die Söhne von Möbius aussehen, noch bevor diese ihren Auftritt haben. Für den Inspektor und die Oberpflegerin wurden großzügiger Weise auch noch neue Dialoge geschrieben bis zu dem Punkt, wo der Film anfängt sich an die Vorgaben des Buches zu halten. Und der gesamte Film ist in Schwarzweiß. All diese Kleinigkeiten übermitteln eine andere Atmosphäre als das Buch.

Komödien werden in der Regel auf Bühnen aufgeführt, sodass es verständlich ist, dass man vom Buch abgewichen ist. Filmemacher haben einfach mehr Möglichkeiten in der Umsetzung als es auf einer Bühne der Fall ist. Auf der Bühne kann man nun mal keinen Pingpongtisch platzieren und mit zwei unwichtigen Darstellern besetzen, die nicht ein Mal eine Sprecher-rolle hätten. Dafür wäre der Aufwand einfach zu groß und die Wirkung wäre wohl auch nicht die Selbe. Demnach sind manche Abänderungen durchaus gelungen, da sie den Charakter des Buches verstärken und das Stück nicht abwerten. Leider lässt sich das aber fast nur für die Szene mit dem Pingpongtisch und den zwei Patienten sagen. Zu Beginn des Films wird uns über Minuten hinweg eine laute Polizeisirene präsentiert, anstatt mehr auf die im Buch beschriebene ruhige Landschaft einzugehen.

Ich gebe zu, dass ich enttäuscht war, als ich den Anfang der Verfilmung sah. Aber wenn man davon absieht und den Rest des Films betrachtet lässt sich nicht leugnen, dass das Buch im Großen und Ganzen sehr gut umgesetzt wurde. Auch wenn man die ein oder andere Stelle hätte besser machen können, so ist und bleibt der Film sehenswert. Schon allein Aufgrund der paradoxen und spannenden Situation aus Dürrenmatts Komödie sollte man sich die Zeit nehmen und das Geschehen als passiver Zuschauer auf sich wirken lassen. Leser des Buches bekommen die Möglichkeit den Film nochmal mit anderen Augen zu sehen und werden sich von den Änderungen wohl nicht wirklich stören lassen.

Aber bilden sie sich am besten ihr eigenes Urteil zur Verfilmung eines Klassikers.

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Nachwort: Hierbei handelt es sich um eine Hausarbeit für den Deutschunterricht. Ich bin noch nicht geübt darin Rezensionen zu verfassen und bin daher für Verbesserungsvorschläge und Kritik dankbar.

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